Privatarztpraxis Iris Richthammer

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Vorträge & Veröffentlichungen

Vortrag mit Demonstration von Techniken zum Thema Osteopathie im Rahmen des 2. Mönchengladbacher Naturheilkundetages der Familienbildungsstädte im Jahr 2008

Vortrag OsteopathieEinen schönen guten Tag meine Damen und Herren!

Ich freue mich, Sie bei meinem Vortrag begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Iris Richthammer und ich bin Ärztin in Mönchengladbach. Meine besonderen Schwerpunkte liegen auf dem Gebiet der orthopädischen Schmerztherapie, der Osteopathie, der Neuraltherapie und Akupunktur. Daher möchte ich Ihnen heute etwas über Osteopathie in der Schmerzbehandlung des Bewegungsapparates berichten.

Bestimmt haben Sie auch schon irgendwo in der Stadt auf einem Schaufenster gelesen: „Osteopathie“ oder „Craniosakrale Therapie“.

Da stellt sich die Frage, hat das was mit Wellness zu tun? Ist das etwas für die Mittagspause, ist das so wie eine schöne Massage?

Dazu möchte ich an dieser Stelle nur sagen, sicher tut es gut, wenn es indiziert ist. Aber man darf nicht vergessen, dass Osteopathie eine medizinische Therapie ist. Sie hat eine lange Tradition und ist nicht eine Erfindung der modernen Wellness Bewegung.

Frage ans Publikum, wer hat schon einmal Osteopathie erhalten?

Vortrag OsteopathieNun zur Entwicklung der Osteopathie

Das was wir heute als Osteopathische Medizin verstehen, basiert hauptsächlich auf Taylor Still, einem Arzt aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges.

Er war Chirurg und suchte nach einer Ergänzung zur Schulmedizin.

1874 hat er seine Theorie zusammengefasst, Stills Thesen lauten:

  1. Der Körper ist eine Einheit
  2. Der Körper ist in der Lage sich selbst zu heilen
  3. Struktur und Funktion bedingen sich gegenseitig
  4. Eine rationale Therapie ist nur unter Beachtung dieser Grundlagen möglich
  5. Grundlage der Gesundheit ist die optimale Funktion
  6. Am Bewegungssystem zeigen sich Funktionsstörungen aller Organe
  7. Behandlung am Bewegungssystem haben Einfluss auf die Funktion des gesamten Körpers
  8. Ein Osteopath benötigt fundierte Kenntnisse über Anatomie und Funktion.

Vortrag OsteopathieLassen Sie mich zu diesen Thesen festhalten:

Dass der Körper eine Einheit ist, brauche ich nicht näher zu erklären, dies ist in der Naturheilkunde eine Gesetzmäßigkeit.

Dass der Körper Selbstheilungskräfte hat, bezweifelt auch niemand.  Doch ist es sehr wichtig zu sehen, dass die Selbstheilungskraft Grenzen hat und genauso hat dies die Osteopathie!

Das zur Diagnose und Therapie fundierte Kenntnisse benötigt werden ist  unstrittig. So wie die Bremsen Ihres Autos in die Hand des Fachmannes gehören, genauso gehört Ihre Gesundheit nur in qualifizierte Hände.

Was bedeutet aber Struktur und Funktion bedingen sich gegenseitig? Warum ist in den Thesen überhaupt viel von Funktion die Rede?

Der Schlüsselbegriff lautet hier Tensegrity.

Die Struktur sind unsere Knochen. Sie werden in Position und in Spannung gehalten, von den Muskeln, Bänder, Sehnen und Fascien.

Stellen Sie sich das bitte wie ein räumliches Gebilde aus starren Elementen vor, das sind unsere Knochen. Diese Elemente sind mit Seilen verbunden und werden unter Spannung in der richtigen Position gehalten. Sie wissen nun, die Seile sind unsere Muskeln, Bänder, Sehnen und Fascien.

(Wer diesen Begriff Fascien noch nicht kennt: dass ist eine Gewebeschicht, die die Muskeln umhüllt.).

Was nun passiert, wenn an irgendeiner Stelle in das System eingegriffen wird kennen Sie seit Kindheitstagen (Figur drücken): Gebilde stürzt ein.

Doch ist der Zusammenbruch des Systems Mensch das Ende der Entwicklung. Der Prozess erfolgt langsam und stufenweise und so haben wir Osteopathisch gesprochen am Ende  des Prozesses dann die Krankheit.

Ich darf es Ihnen kurz an der Folie erläutern.

Bitte lassen Sie uns nun festhalten: Ist am Ende bei der Maschine Mensch die Funktion zum Beispiel durch eine Arthose im Gelenk geschädigt und Sie können Ihre Hüfte nicht mehr bewegen, die Lebensqualität ist vermindert sie haben Anlaufschmerz, Bewegungsschmerz, Nachtschmerz, die Gehstrecke ist eingeschränkt, dann hilft nur noch eine OP. Mit Osteopathie können Sie dies nicht umkehren, hier muss man realistisch sein!

Doch nun zur Definition:

Der Begriff Osteopathie ist zusammengesetzt aus den Worten „Osteon = Knochen“ und „Pathos = Zuwendung“.

Lassen Sie mich Zuwendung zum Knochen moderner ausdrücken. Wir sprechen heute von der Berührung des Patienten. Denn das Instrument des Osteopathen sind die Hände.

Doch das heißt nicht, dass nur manuelle Diagnostik betrieben wird. Je mach Sachlage muss auch die moderne Technik herangezogen werden,
also Sono, MRT, CT oder Röntgen.

Bitte lassen Sie uns dazu eine Folie ansehen.

Da aber die Therapie nur mit der Hand durchgeführt wird, sprechen wir  davon, dass fast alle Methoden der Osteopathie als „weich“ oder „sanft“ eingestuft sind.

Im Zentrum der Therapie steht nicht die Behandlung einer Krankheit, sondern immer die individuelle Situation bei einem Patienten.

Daher ist die umfassende Diagnostik des Arztes in der Osteopathie nötig, um so  die geeignete Therapie festzulegen.

Dabei steht im Mittelpunkt die Selbstheilungskraft des Patienten.

Diese Kräfte des Körpers zur Gesundheit werden angeregt und gefördert, nachdem die Störung behandelt wurde.

Ob und wie dies geschehen kann, also ob dies ein Fall für eine osteopathische Behandlung ist, das entscheidet der Arzt nach der Sachlage individuell.

Das hat auch schon zu beginn ein Assistent von Still festgestellt, der sagte:
Du sollst nicht fragen ob es ein Fall für die Osteopathie ist, sondern ob und was die Osteopathie für diesen Patienten machen kann.

Warum ist dies so wichtig?

Bitte denken Sie daran wie jede medizinische Therapie kann auch die Osteopathie falsch angewendet Schaden setzen.

Ein falscher Impuls z. B. bei einem Patienten mit Gallensteinen kann z.B. eine Gallenkolik auslösen.
 
Es ist  besonders wichtig das ein Osteopath die Form und Lage eines jeden Knochen im Körper kennt, genauso wie jedes Ligament und jeden Muskel mit seinen Verbindungen. Er muss die Blutversorgung und die nervale Steuerung kennen. Er muss den Menschen als Anatom und Physiologe betrachten.

Ich brauche Ihnen an dieser Stelle meines Vortrages nicht mehr sagen von wem dieser Satz stammt, Sie wissen es selbst: natürlich von Taylor Still.

An dieser Stelle, an der es um das Wissen um den Körper des Menschen geht nun ein Wort zur Ausbildung:

Wie überall ist auch für den Osteopathen eine gute Ausbildung wichtig!

Wer als Arzt sich nach seinem Studium entscheidet, die Osteopathische Medizin  ausüben zu wollen, der muss zuerst eine Ausbildung Manuelle Medizin (Chirotherapie) machen.

Daher finden Sie auf meiner Visitenkarte auch den Begriff „Ärztin für Manuelle Medizin“, ein Titel,  der Ihnen von der Ärztekammer verliehen wird.

Danach schließt sich eine über 4 jährige weitere Ausbildung an, die wiederum nach erfolgreicher Prüfung mit dem Diplom Osteopathische Medizin Ihren Abschluss findet.

Da dies in Deutschland nicht abschließend geregelt ist, kann man den Titel auf dem Arztschild auch so leider nicht dokumentieren.

Wer jetzt noch fragt, warum die Ausbildung so wichtig ist, die Osteopathie hätte doch immer gut getan, dem antworte ich:  bitte denken Sie an die Gallensteine! Oder an die Frage von Tumoren.

Die Verantwortung des Therapeuten liegt immer in der Abwägung von Indikation und Ziel einer Technik, oder in den Worten Taylor Stills:

„Finde die Störung, behandle sie richtig und überlasse den Rest der Selbstheilungskraft des Körpers“.

Aber natürlich ist die Osteopathie nicht 1874 stehen geblieben. Wir leben nicht in der Zeit des amerikanischen Bürgerkrieges, sondern 2008. Und somit müssen wir festhalten, dass sich Stills Ideen ständig weiter entwickelt haben und bis heute viele wichtige Techniken hinzugetreten sind: 

Folie:

Cranio sakrale viscerale MET
Functional Counterstrain Myofascial

Wegen der vielen wunderbaren Möglichkeiten der Osteopathie, gerade beim Schmerz des Bewegungsapparates, die ich Ihnen gleich an Beispielen aus meiner Praxis vorstellen werde, möchte ich nun kurz das Haus Osteopathie vorstellen.

Das Haus ist errichtet auf 3 Säulen.

Die drei Säulen sind:
Parietales System,
Craniosakrales System,
Viscerale System.

Bitte seien Sie mir nicht böse, aber somit steht fest: Niemand kann ernsthaft Osteopathie anbieten, der sich auf 1 Säule beschränkt, z. B. nur auf die Craniosakrale Therapie.

Bitte denken Sie an Still: Alles hängt zusammen.

Lassen Sie es mich so erklären:
 
Sie kommen mit Ihrem Auto auch nur ans Ziel, wenn Sie nicht nur immer gerade aus fahren, oder stets rechts abbiegen.

So wie Sie gerade, rechts und links je nach Bedarf fahren, so muss man immer die Techniken sinnvoll kombinieren um ans Ziel zu kommen.

! Jetzt darf ich Sie mal fragen bei wem hat der Osteopath nur am Kopf gearbeitet?

! Bei wem hat er auch oder nur woanders am Körper gearbeitet?

So wie ein Puzzle alle Teile braucht um komplett zu sein, so muss der Osteopath für eine gute Therapie auch alle Techniken kennen und beherrschen.

Über den Einsatz der jeweiligen Technik entscheidet die Diagnose und der Befund, um das zu finden, was wir den „Point of Enty nennen“, grob gesagt den Ort, die Stelle, wo unsere Hände am Patienten die Arbeit beginnen.

Und dies ist nicht immer dort, wo der Patient den Schmerz angibt!

Sie werden überrascht sein, welche Verbindungen es gibt  und wie Schmerzen des Bewegungsapparates (Schulter, Knie, Hüft) oftmals begründet sind.

Bitte warten Sie noch einen Moment auf die Beispiele aus meiner Praxis.  

Die Craniosakrale Therapie umfasst die Arbeit des Therapeuten grob gesprochen an Kopf und Sakrum.

Benutzt der Therapeut visceralen Techniken, dann arbeitet er nur mit den inneren Organen.

Die Parietale Säule konzentriert sich auf den Rest.

Nun zu den Techniken im Einzelnen und Sie wissen nach der Einleitung schon: nicht alle Techniken sind für die Behandlung des Schmerzes des Bewegungsapparates geeignet.

Um keine Technik besonders hervorzuheben gehen wir alphabetisch vor.

Bei der Counterstrain Technik werden bestimmte druckschmerzhafte Muskel und Sehnenpunkte behandelt. Es gibt 200 derartige Schmerzpunkte. Mit einer speziellen Lagerungstechnik werden diese Punkte vollständig entspannt.

Indikationen:

Bei der Craniosakralen Technik werden die Beweglichkeit der verschiedenen Schädelknochen untereinander und die Steißbeinbeweglichkeit untersucht und beurteilt. Mit der Craniosakralen Technik werden auch Verspannungen der Schädelmembranen gelöst und der Blutkreislauf im Schädel verbessert.

Indikationen:

Ein Sonderfall ist, dass diese Technik auch gut zur Diagnostik bei Schmerz eingesetzt werden kann.

Die funktionellen Techniken sind indirekte Methoden, die über Reflexe am Rückenmark und zentralem Nervensystem wirken.

Indikation besonders bei akuten Krankheitsbildern:

Muskel – Energie Techniken:

Bei diesen Techniken werden Gelenkfehlfunktionen an der WS aber auch an anderen Gelenken behoben.

Durch gezielten Muskelzug und geführte Bewegungen werden die Gelenke wieder zur Normalfunktion gebracht und die Muskelspannung optimiert. Dabei ist die Mitarbeit des Patienten nötig.

Indikation:

Myofasciale Techniken:

Alle Muskeln sind umhüllt von so genannten Faszien. Die Faszien selbst, sind am ganzen Körper mit einander in Verbindung. Durch weichem Druck und Zug werden Reize an diesen Faszien gegeben.

Letztlich werden dadurch die Durchblutung der Gewebe und vor allem die Beweglichkeit gegeneinander verbessert.

Diese Techniken beinhalten das Lösen von akuten und Chronifizierten Spannungen des Gewebes.

Ich will dies am Beispiel einer Tischdecke erklären.

Indikationen:

Bei der Viceralen Technik werden Spannungsänderungen an inneren Organen ertastet und behandelt.

Innere Organe sind durch Fascien und Bänder befestigt und bewegt.

Bei Verspannungen dieser Fascien wird die Beweglichkeit der Organe beeinträchtigt. Dadurch können Funktionsstörungen  der Organe selbst entstehen und über Reflexe auch Störungen am Skelettsystem auftreten.

Bei der visceralen Osteopathie werden die Verspannungen der Bänder gelöst.

Indikationen:

Nach all diesen Definitionen sind wir nun einen Schritt weiter.

Wir haben gesehen, dass nicht alle Techniken für jede Situation geeignet sind.
Die craniosakrale Technik z. B., die hervorragend hilft bei Erkrankungen des Gesichts Schmerz, Tinnitus etc., hilft uns jetzt bei Schulter- oder Knieschmerz nicht so sehr weiter.

Craniosakrale Techniken können zur Diagnose eingesetzt werden, für die Therapie sind aber andere Techniken wesentlich.

Erst nach der Beseitigung von Blockierungen kann dann die cranisakrale Technik unterstützend eingesetzt werden, nämlich zur Anregung der Selbstheilungskräfte.

Und nun zur Praxis. Ich möchte Ihnen im folgenden beispielhaft wichtige Techniken aus allen Bereichen der Osteopathie vorstellen, damit Sie ein Bild davon bekommen, was Osteopathische Therapie und Medizin ist.

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